De filosofie van Spinoza vergeleken met het neo-confucianisme van Chu Hsi

In 1998 werd Hae-Suk Choi doctor in de filosofie aan de Albert Ludwigs Universität te Freiburg (in Breisgau) met een dissertatie waarin hij de filosofie van Spinoza vergeleek met het neo-confucianisme van Chu Hsi. In februari van het jaar erop verscheen van zijn werk een handelsuitgave

Hae-Suk Choi, Spinoza und Chu Hsi: die absolute Natur als der Grund des menschlichen Seins in der Ethik Spinozas und der neokonfuzianischen Lehre Chu Hsis. Frankfurt am Main etc: Peter Lang, 1999 - VII, 177 pp.

"Im Denken Spinozas ist die größte Nähe zur neokonfuzianischen Lehre zu sehen. Durch die parallele Darstellung der "Ethik" Spinozas und der neokonfuzianischen Lehre werden die chinesischen und westlichen Deutungen der Welt und des Menschseins besser zu verstehen versucht. Sie zeigt, daß die "Ethik" Spinozas nicht nur die Metaphysik, sondern auch die Ethik beinhaltet, und daß die neokonfuzianische Lehre nicht nur die Ethik, sondern auch die Metaphysik in sich einschließt. Dadurch sieht man deutlich, daß Spinozas Gedanken viel plausibler und lebensnäher sind, als sie sich in ihrer strengen Form darbieten, während die Gedanken Chu Hsis an Klarheit gewinnen, wenn sie in eine Ordnung gebracht werden, die an Spinozas folgerichtiger Ordnung orientiert ist. Aus dem Inhalt: Parallele Darstellung der "Ethik" Spinozas und der neokonfuzianischen Lehre - Metaphysik und Ethik - Absolute Immanenz Ethischer Sinn von Spinozas "Ethik"." [Deze uitgeverstoelichting was hier nog te vinden]

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Peter Nitschke, Der Prozess der Zivilisationen: 20 Jahre nach Huntington: Analysen für das 21. Jahrhundert [Frank & Timme GmbH, 2014 – books.google ]
waarin de auteur een typering geeft van het neo-confucianisme, ofwel het Sunglihak van Chu Hsi, lijkt het vanwege een overeenkomst met het stoïcisme,  begrijpelijk dat een vergelijking met Spinoza te maken moet zijn.

Die Weltanschauung des so genannten Neokonfuzianismus, genauer des Sunglihaks
Sunglihak bedeutet die Methaphysik der menschlichen Natur and Ordnung des Universums. Sunglihak ist die Lehre von der menschlichen Natur und Universumsordnung. Die Hauptbedeutung des Sunglihak besagt, dass die menschliche Natur der Universumsordnung folgen muss. Sunglihak war in der Song-Dynastie in China (960-1279) als eine Art des Neokonfuzianismus etabliert.

Besonders im Zeitraum vom 11. bis zum 12. Jahrhundert wagten die chinesischen Konfuzianer eine Synthese aus dem seit der Zeit des Konfuzius traditionellen Konfuzianismus, dem Buddhismus und dem Taoismus zu formulieren. Diese Bemühungen erreichten ihren Höhepunkt in der Philosophie des Chu Hsi. Chu Hsi kann als einer der gröβten aller chinesischen Denker angesehen werden. Chu Hsi verband die traditionelle konfuzianische Gelehrsamkeit mit einem tiefen Verständnis für den Buddhismus und den Taoismus. Er realisierte seine philosophische Synthese durch die systematische, theoretische Zusammensetzungen der wesentlichen Elemente aller Überlieferungen des traditionellen Konfuzianismus, des Buddhismus und des Taoismus. Die Synthese von Chu Hsi wurde Neokonfuzianismus, in einem anderen Wort Chujahak oder noch in einem anderen Wort, Sunglihak, genannt.

Voor wie zijn Chinees wil ophalen Sunglihak in Chinese karakters:

                                    

            

Het werk van Hae-Suk Choi kreeg een serieuze bespreking door Jürgen Stenzel in het laatste nummer [16] van Studia Spinozana. Ik neem die recensie hier graag over.

Choi versucht in seiner Dissertation (Freiburg i. Br. 1998), Spinoza mit dem Vollender der neokonfuzianischen Lehre: dem Chinesen Chu Hsi (oder "Zhu Xi" wie Gan transkribiert; 1130-1200) zu vergleichen. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass, sehe man von den sprachlichen und kulturellen Unterschieden ab und auf den philosophischen Gehalt der Lehren beider Denker, sich "die größte Nähe" zwischen ihnen ergebe (10; Umschlag). Durch eine stärkere Betonung des Lebenspraktisch-Ethischen bei Spinoza und des Metaphysischen bei Chu Hsi (28) ließen sich beide Lehren auseinander erklären und ihr identischer philosophischer Gehalt werde sichtbar (11).

Choi bemüht sich, dies in vier Hauptaspekten zu zeigen. Zunächst erläutert er ganz allgemein die Themen und Inhalte der Lehren Spinozas und Chu Hsis, dann konkreter die Substanz- und die Attributenlehre Spinozas, die er mit der Li-Ch'i-Lehre Chu Hsis vergleicht, anschließend parallelisiert er Spinozas Gottes-begriff mit dem Tai-ki Chu Hsis, und schließlich vergleicht er Spinozas Begriff des Menschen bis hin zur Staatslehre mit der Hsing-Li-Lehre Chu Hsis.

Leider aber ist dieser Vergleich — an Chois eigenem Anspruch gemessen —wenig gelungen; denn Spinozas und Chu Hsis Ansichten werden in den jeweiligen Kapiteln des Buches getrennt voneinander vage paraphrasiert, aber nicht argumentativ aufeinander bezogen. Die angebliche Übereinstimmung bleibt daher mehr behauptet als erwiesen. Meist werden die Parallelen nur in Fußnoten in Form von Zitaten angedeutet, ohne weiter erläutert oder gar systematisch analysiert zu werden, und so bleibt Chois Vergleich argumentativ wenig zwingend. Überhaupt ist die inhaltliche Behandlung der Themen unzulänglich, da die Darstellung der Lehre Chu Hsis unausgegoren erscheint und Spinozas Denken gewaltsam an das des Neokonfuzianers anzupassen versucht wird. Dadurch entstehen verwirrende Widersprüche und auch offensichtliche Fehler in der Deutung Spinozas (und vielleicht auch in der Deutung Chu Hsis, was ich nicht zu beurteilen vermag).

Das Problematische des Vergleichs mag herrühren von einer Inkohärenz beider Lehren, die es nicht erlaubt, Chu Hsis Überlegungen in der spinozistischen Systematik so unterzubringen, wie Choi es versucht. Chu Hsi erscheint dadurch als ein verwirrender, sich selber widersprechender Denker. Besser wäre es wohl gewesen, sein Denken als Ganzes in der ihm eigenen Struktur — und am besten auch noch in den Kontexten seines Entstehens — zunächst verständlich zu machen und es erst dann mit Spinozas Denken zu vergleichen. Denn die Begriffe und Strukturen des Denkens von Chu Hsi lassen sich mit denen Spinozas nicht leicht, ja vielleicht gar nicht parallelisieren.

Auf den ersten Blick scheint sich zwar insgesamt eine gewisse Parallele zu Spinoza aufzudrängen, insbesondere wo es um die lebenspraktische Aufgabe geht. Aber im Grunde sind in allen Punkten des Vergleichs Zweifel anzumelden. Insbesondere will der Schwerpunkt des Vergleichs von Choi, die Parallelisierung von Spinozas Attributen mit der Li-Ch'i-Unterscheidung, nicht recht einleuchten: Spinozas Vorstellungen von Ausdehnung und Denken sind nicht einfach auf die völlig anderen fernöstlichen Vorstellungen von der Natur übertragbar. Ch'i (Gan transkribiert "Qi") bezeichnet bei Chu Hsi weniger die Gegenständlichkeit als vielmehr die Wirkkraft in der Materie, die von den fünf materiellen Elementen zu unterscheiden ist, während Spinoza unter Ausdehnung einfach nur die Welt der physischen Gegenstände versteht. Und andererseits ist das Attribut Denken, das Choi mit dem Li identifiziert, nicht das Gesetz des Seins oder gar ein Sittengesetz, sondern nur das Sichtbarwerden Gottes oder der Substanz auf eine bestimmte Weise: eben auf die Weise des Ideenhabens oder Bewusstseins. Absolut gestaltende Kraft, soweit hier überhaupt eine Parallele möglich ist, besitzt für Spinoza nur Gott oder die Substanz, die die einzige Ursache der Dinge ist. Bei Spinoza bringen die Attribute überhaupt nichts hervor, sondern sie sind Erscheinungsweisen Gottes oder der Substanz (und deswegen auch kann er von unendlich vielen Attributen sprechen, während Chu Hsi nur das Li und das Ch'i kennt). Die Attribute sind nicht von bestimmender Kraft wie das Li und das Ch'i.

Nicht weniger deutlich wird die Inkohärenz der beiden Systeme bei Chois Parallelisierung von Spinozas Substanz oder Gott mit Chu Hsis Tai-ki (bei Gan "Taiji"). Spinozas Substanz ist nicht bloß die Summe der vorhandenen konkreten Dinge (der Gegenstände und Ideen), sondern das immanente Absolute — eine Vorstellung, die wohl nur gewaltsam Chu Hsis Tai-ki-Begriff untergeschoben werden kann. Überhaupt passen Chu Hsis grundlegende Begriffsstrukturen nicht zu denen Spinozas: „Das Tai-ki ist das Li vom Ch'i, das die materielle Ursache der Dinge ist", interpretiert Choi (101). Übertragen auf Spinoza hieße das: „Die Substanz oder Gott ist das Attribut Denken vom Attribut der Ausdehnung." Das zeigt, dass mit Li hier eher ein Gesetz gemeint ist, eine Ordnung, ja eine Pflicht, wie Choi deutlich sagt (111), und nicht bloß ein Ideenhaben. Li und Ch'i sind nicht Gedanken und Ausgedehntes, sondern wirkende Ursachen. Das Li ist dabei das Primäre, und es wird sogar mit dem Tai-ki selber identifiziert, was parallel bedeuten würde, Spinozas Attribut Denken sei dasselbe wie die Substanz.

Es zeigt sich, dass die Begriffe Tai-ki, Li und Ch'i bei Chu Hsi, abgesehen von ihrer nicht parallelisierbaren Bedeutung, auf eine Weise miteinander verschränkt sind, wie wir das bei Spinoza nicht finden. Natürlich lässt sich eine gewisse ähnliche Atmosphäre des Denkens bei beiden erblicken: Der Drang, das Absolute als eine diesseitige Einheit zu denken, alles Einzelne als Moment dieser Einheit aufzufassen und aus diesen Einsichten eine „weise" Lebensorientierung zu beziehen, ist dem fernöstlichen Denken genauso eigentümlich wie Spinoza. Aber das heißt noch nicht, dass die Seinsvorstellungen auch deckungsgleich sind. Sie sind es jedenfalls nicht in dem Punkt, der Choi am wichtigsten ist: in der lebenspraktischen Umsetzung der philosophischen Einsichten. Gerade die neo-konfuzianisch orientierten Lehren mit ihrer orthodoxen Ausrichtung auf Tradition und Pflichterfüllung innerhalb der Familie und des Staates können am wenigsten spinozistisch genannt werden (31). Spinoza scheint mir den von Choi (290 verschmähten zen-buddhistischen und taoistischen Lehren (besonders Lao-tse) weit näher zu sein als dem Konfuzianismus und insbesondere Chu Hsi, was nicht zuletzt auch in der intendierten lebenspraktischen Orientierung sehr deutlich wird: Wie das Setzen auf Moral im Staatsleben wenig spinozistisch ist (Choi polemisiert gegen die legalistischen Lehren und fordert einen moralisch-guten, einen weisen Herrscher: 163f.), so ist auch die neokonfuzianische Kernfrage: „Was muss ich tun, um meine Pflicht und Aufgabe in der Welt, im Staat und in der Familie zu erfüllen, um weise und glücklich zu sein?" (31) gerade nicht die Frage Spinozas. Chu Hsi war im hassen Gegensatz zu Spinoza ein sinnlichkeitsfeindlicher moralischer Rigorist (vgl. Gans Darstellung der chinesischen Philosophie: 24), der die Position von Monarch, Vater und Ehemann vergötterte (Gan: 124). Sein Denken kam den herrschenden Interessen zupass und blieb bis zum Zusammenbruch der Kaiserreiches die neuerungsfeindliche „Hof-Philosophie" (wie Hellmut Wilhelm ähnlich wie Gan betont).

Choi diskutiert freilich diese Dinge nicht. Er geht jeder Problematisierung aus dem Wege und vergibt damit die Chance einer reizvollen Auseinandersetzung. Ein Vergleich Spinozas mit ostasiatischen Denkern müsste insgesamt etwas behutsamer und genauer durchgeführt werden. Vielleicht wäre es für unser Verständnis doch hilfreich, die unterschiedlichen Kulturkreise, die Choi absichtlich unberücksichtigt lässt, in derartige Analysen miteinzubeziehen. Es reicht nicht, strukturelle oder begriffliche Ähnlichkeiten zu finden: die Gesamtatmosphären müssten einander gegenübergestellt werden, und von da aus könnte ein Vergleich sicherlich fruchtbar werden.

Jürgen Stenzel, Göttingen

In: Robert Schnepf & Ursula Renz (Hrsg), Spinoza and Late Scholasticism. [Special] Studia Spinozana Volume 16. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2008: 304-307.

De reviewer verwijst enige malen naar Chan zonder het betreffende werk te vermelden. Waarschijnlijk is bedoeld:

Sin-wai Chan, Buddhism in Late Ch’ing Political Thought. Hongkong: The Chinese University Press 1985. (Institute of Chinese Studies. The Chinese University of Hongkong Monograph Series 8).

Beetje pech voor Hae-Suk Choi, maar Jürgen Stenzel laat weinig heel van zijn analyse.