Hoe de zoektocht naar identiteit en jezelf-zijn in Spinoza weinig steun vindt

Aan het eind van dit blog zal ik laten zien uit welk boek ik het volgende slot van een hoofdstuk overnam:

Spinozas Ziel ist Mündigkeit durch vernünftiges Selbstdenken. Rebecca Goldstein sieht in seiner Ethik den Aufruf, durch aktive reflexive Arbeit am Begriff (denn fast alle und geläufigen Begriffe werden von Spinoza umgedeutet) für sich selbst - für uns alle — eine neue Identität zu schaffen. Aber von welcher Art ist diese neue Identität?

Goldstein wiederholt zunächst Steven Smiths These zu Spinoza: In der Teilhabe an der Vernunft sind wir alle gleich. Wir müssen also dahin gelangen, unsere Eigenidentität genau dort zu suchen, wo sie im Allgemeinen aufgeht. Nicht die Unterschiede, die uns trennen, sondern die allgemeingültigen Grundwahrheiten, die wir teilen, seien im Prozess dieser Suche aufzufinden! Man könnte auch sagen, nach der persönlichen Identität zu suchen, ist unvernünftig, weil wir dabei Dinge erstreben und betonen, die ohnehin vergänglich sind. Wir müssen aus der persönlichen Hülle heraus und diese überwinden, die zeitlichen und endlichen Umstände, die uns prägen, weniger ernstnehmen, um das unendliche, zeitlose Netz der notwendigen Verbindungen logisch einzusehen, die Spinoza „Ursache seiner selbst", d. h. Gott, d. h. Natur nennt. Nur in diesem Sinn können wir unsterblich sein und auch richtig leben, indem wir uns unter dem Blickpunkt der Ewigkeit als einen winzigen Knoten im Riesennetz begreifen, in diesem unendlichen Netz von Verknüpfungen, das notwendige göttliche Wirksamkeit auf mannigfaltige Weise ausdrückt.

Wir aber sind beständig auf der Suche nach unserer eigenen Identität und Wichtigkeit. Spinoza wollte beidem entrinnen. Das Ich ist für ihn passiv, zunächst jedenfalls. Leider akzeptiert das Ich vornehmlich die Illusion des „zufällig" Gegebenen, das unsere Tätigkeiten schwächt und unsere geistige Entfaltung behindert.

Rebecca Goldsteins Buch hat den seltsamen Titel „Betraying Spinoza". Von welchem Betrug ist hier die Rede? Von unserem natürlich! Wir hatten doch angefangen, die zufälligen Umstände seines Lebens bis in alle Winkel zu beleuchten. Spinozas „Erlösung" für ihn selber und für uns alle sollte nun aber gerade darin liegen, diese Konzentration auf das Selbst abzusagen und aufzulösen. Das eigene Selbst ist für Spinoza letztendlich unbedeutend. Die Erlösung, die Spinoza sich wünscht, ist nicht religiös zu verstehen, sondern ist der Nachvollzug eines objektiven Selbstfindungsprozesses, der paradoxerweise das Ziel hat, durch wahre Vernunfterkenntnis und Gotteserkenntnis dieses Selbst dann hinter sich zu lassen. In diesem Sinn hat Spinoza den Begriff der Eigenidentität radikal neu gefasst, indem er nämlich darauf verzichtet hat! So hat er denn auch auf sein Jüdischsein verzichtet, obwohl dieses ihm gerade den Anstoß gegeben haben könnte, die Einzigkeit Gottes widerspruchsfrei aufzuzeigen und Gottes Wirken in allem zu sehen. Die einzige Identifikation, die sich Spinoza noch erlaubte, war sein Bezug auf das unendliche göttliche System der Wirklichkeit, in dem wir alle gleich sind. Wir unterscheiden uns nur durch unseren Wissensgrad, durch unsere jeweiligen mentalen Prozesse, durch die wir uns selber rekonstruieren: Wir sind das, was wir wissen, wenn unser Bewusstseinsprozess in immer größerem Maße die unausschöpfliche Einheit allen Seins nachvollzieht. Denn wenn wir auch als endliche Wesen nicht alles begreifen, so können wir doch vieles im Kontext des unendlichen Erklärungssystems intuitiv erfassen.

Man mag Spinozas Vision als zu abstrakt und entmutigend empfinden, als zu riesig und unpersönlich, vielleicht auch als gefühlskalt. Spinoza erkennt schon die Gefühle an, allerdings warnt er davor, dass sie uns wie ein Boot auf offener See hin- und herwerfen, wenn wir sie nicht einigermaßen durch kritische Beleuchtung ihrer Ursachen korrigieren.

Das Programm der Ethik lautet: Andere Dein Selbst — von innen nach außen! Je mehr wir uns nach außen öffnen, umso weniger werden wir uns als Einzelpersonen ernstnehmen! „Außerhalb einer Sache stehen", das haben die Griechen Ekstase genannt, und Goldstein bezeichnet daher Spinozas Philosophie als „ecstatic Rationalism". Die letzte Stufe der Selbstaufgabe erklärt wohl auch Spinozas Popularität im fernöstlichen buddhistischen Raum.

Ich selber bewundere Spinozas Mut und seine absolute Integrität, vor allem auch seine schonungslose Entlarvung unserer mächtigen Neigung zum Selbstbetrug. Spinozas ganze Philosophie ist ein Aufruf, ohne Illusionen zu leben, sich selber durch Erkenntnis zu disziplinieren und die Früchte dieses Erkenntnisprozesses zu genießen, in der Amor Dei intel-lectualis vor allem, denn bei Spinoza wie auch zuvor bei Maimonides ist die Liebe zu Gott direkt proportional zu unserer Erkenntnis Gottes: Je mehr wir Gott erkennen, je mehr wir lernen über die Wirklichkeit, die Welt und ihre Zusammenhänge, um so mehr können wir Gott lieben. Wenn wir dieses beste Gut aller Güter in Besitz nehmen, haben wir die wahre Freiheit und echte Seelenruhe erreicht.

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Zo luidt het laatste gedeelte van het hoofdstuk van Esther Seidel, “Bento Spinoza: Jüdische Identität und Liberalismus.” In: Reinhold Boschki, René Buchholz (Hg.), Das Judentum kann nicht definiert werden. LIT Verlag Münster, 2014, p. 79 – 97 – Het hoofdstuk laat zich in z’n geheel bij books.google lezen.

Esther Seidel geeft in dit hoofdstuk een aardige schets van Spinoza’s leven en leer. Ze baseert zich vooral op boeken van Steven Nadler, Steven Smith en - vooral naar het eind toe meer en meer - Rebecca Goldstein’s Betraying Spinoza. De zoektocht naar Spinoza’s eigen Jüdische Identität resp. wat hij over Jüdische Identität i.h.a. te zeggen heeft, eindigt in een resultaat waarin elke specifieke, aparte (joodse) ja zelfs algemeen menselijke identiteit wegsmelt. Daarom heb ik het slot waar dat hoofdstuk op uitloopt in dit blog graag overgenomen.

Esther I. Seidel (geboren in Düsseldorf in 1952) behaalde haar doctorsgraad in de filosofie met een dissertatie over joods-filosofische historiografie. Zij doceerde eerst aan de universiteit van Düsseldorf, en trainde vervolgens gedurende ongeveer twintig jaar liberale rabbijnen aan het Leo Baeck College in Londen. Zij gaf cursussen over Wissenschaft des Judentums en over Maimonides aan het Abraham Geiger College in Potsdam en aan de Shandong University (Jinan, China), waar ze tot tweemaal toe visiting professor was.

Ze schreef verder o.a.

Zacharias Frankel. Und das Jüdisch-Theologische Seminar. Hentrich & Hentrich, 2013 [Cf.]

"On the occasion of the opening of Zacharias Frankel College at Potsdam University (Germany) in 2013, Esther Seidel looks at life and work of Zacharias Frankel (1801–1875) in the context of the Jewish Theological Seminary. Frankel, one of the eminent rabbinic representatives of German Jewish scholarship, is for many a pioneer for the endeavor to strike a balance between Orthodoxy and classical Reform. This makes him also a founding figure for Conservative Judaism as it later emerged in North America. His concept of a “positive-historical” Judaism seeks to combine scholarship with piety. The Breslau Jewish Theological Seminary marks the peak of his programmatic influence in the development of modern Jewish denominations. Founded in 1854, it could have celebrated its 160th anniversary in 2014." 

        

Esther Seidel, “Leo Baecks Stimme des Ausgleichs im Konflikt zwischen liberalem Judentum und liberalem Protestantismus.” In: Walter Homolka (Ed.), Leo Baeck: Philosophical and Rabbinical Approaches. Frank & Timme GmbH, 2007 – p. 49 – 62 – ook dat is in z’n geheel te lezen bij books.google

Walter Homulka & Esther Seidel (Hg.), Nicht durch Geburt allein. Übertritt zum Judentum. [Aus Religion und Recht, Band V] Frank & Timme GmbH, 2006 – books.google  

Reacties

Dank voor weer iets moois, Stan. "Verander je Zelf, van binnen naar buiten, neem je Zelf niet zo serieus", lees ik. "Extatisch rationalisme"? Bij dat begrip bleef ik hangen, omdat ik de laatste tijd nadenk over de vraag: is er ruimte voor het "Dionysische" bij Spinoza? In de vertaling van Corinna Vermeulen vind ik bij Ethica IV 45 in noot 237 een citaat van Geulincx, navolger van Descartes: "Het altaar van de goede sier moet bijwijle ook eens roken, bijwijlen moet men spelen, der vrienden klap en ral, lachen en gabberen toestaan; men moet somwijlen gasten noden en te gast gaan, ja slempen en dempen, drinken en klinken, lopen en rennen, dansen en springen...." Dat gaat toch verder dan het bravere IV 45-met-mate-genieten, lijkt me. "Buiten jezelf van vreugde zijn": kijk, we hebben er zelfs een uitdrukking voor. In de mystiek komen we dansende derwisjen tegen en bijvoorbeeld Mechtild van Maagdenburg (Dorothee Solle, Mystiek en verzet, p.258), die wordt aangehaald: "Dan spring ik in de minne, van de minne in de kennis, van de kennis in het genot, van het genot boven alle menselijke zintuigen uit. Daar wil ik toeven en toch opstijgen naar hoger sferen..." God danst, springt, slempt en dempt in ons?

Interessante bedenking Bob. Ik denk dat Geulincx gelijk heeft!