Ludwig Feuerbach en Nietzsche over Spinoza

Voor de website bezig geweest een aantal Duitse teksten (uit o.a. de Romantiek en daarna) over Spinoza te verzamelen. Daarbij kwam ik ook iets van Ludwig Feuerbach en Nietzsche tegen dat ik graag hier overneem [Ik ga met de heren niet in discussie].

Spinoza ist der eigentliche Urheber der modernen spekulativen Philosophie, Schelling ihr Wiederhersteller, Hegel ihr Vollender.
Ludwig Feuerbach: Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie (1843)

 

               Spinoza, Hegel
Wie nach Spinoza (Ethic.
P. I. Defin. 3 u. Propos. 10.) das Attribut oder Prädikat der Substanz die Substanz selbst ist, so ist auch nach Hegel das Prädikat des Absoluten, des Subjektes überhaupt das Subjekt selbst. Das Absolute ist nach Hegel Sein, Wesen, Begriff (Geist, Selbstbewußtsein). Das Absolute aber, als Sein nur gedacht, ist gar nichts anderes als Sein; das Absolute, inwiefern es unter dieser oder jener Bestimmtheit, Kategorie gedacht wird, geht ganz in diese Kategorie, diese Bestimmtheit auf, so daß es abgesehen davon ein bloßer Name ist. Aber dessen ungeachtet, liegt doch noch das Absolute als Subjekt zugrunde, hat das wahre Subjekt, das, wodurch das Absolute nicht ein bloßer Name, sondern Etwas ist, die Determination doch noch immer die Bedeutung eines bloßen Prädikates, gerade wie bei Spinoza das Attribut.
 Ludwig Feuerbach: Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie (1843)

Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft (la gaya scienza) Was heißt erkennen (1882)

Was heißt erkennen

333.

Was heißt erkennen. — Non ridere, non lugere, neque detestari, sed intelligere!* sagt Spinoza, so schlicht und erhaben, wie es seine Art ist. Indessen: was ist dies intelligere im letzten Grunde Anderes, als die Form, in der uns eben jene Drei auf Einmal fühlbar werden? Ein Resultat aus den verschiedenen und sich widerstrebenden Trieben des Verlachen-, Beklagen-, Verwünschen-wollens? Bevor ein Erkennen möglich ist, muss jeder dieser Triebe erst seine einseitige Ansicht über das Ding oder Vorkommnis vorgebracht haben; hinterher entstand der Kampf dieser Einseitigkeiten und aus ihm bisweilen eine Mitte, eine Beruhigung, ein Rechtgeben nach allen drei Seiten, eine Art Gerechtigkeit und Vertrag: denn, vermöge der Gerechtigkeit und des Vertrags können alle diese Triebe sich im Dasein behaupten und mit einander Recht behalten. Wir, denen nur die letzten Versöhnungsszenen und Schluss-Abrechnungen dieses langen Prozesses zum Bewusstsein kommen, meinen demnach, intelligere sei etwas Versöhnliches, Gerechtes, Gutes, etwas wesentlich den Trieben Entgegengesetztes; während es nur ein gewisses Verhalten der Triebe zu einander ist. Die längsten Zeiten hindurch hat man bewusstes Denken als das Denken überhaupt betrachtet: jetzt erst dämmert uns die Wahrheit auf, dass der allergrößte Teil unseres geistigen Wirkens uns unbewusst, ungefühlt verläuft; ich meine aber, diese Triebe, die hier mit einander kämpfen, werden recht wohl verstehen, sich einander dabei fühlbar zu machen und wehe zu tun —: jene gewaltige plötzliche Erschöpfung, von der alle Denker heimgesucht werden, mag da ihren Ursprung haben (es ist die Erschöpfung auf dem Schlachtfelde). Ja, vielleicht gibt es in unserm kämpfenden Innern manches verborgene Heroentum, aber gewiss nichts Göttliches, Ewig-in-sich-Ruhendes, wie Spinoza meinte. Das bewusste Denken, und namentlich das des Philosophen, ist die unkräftigste und deshalb auch die verhältnismäßig mildeste und ruhigste Art des Denkens: und so kann gerade der Philosoph am leichtesten über die Natur des Erkennens irre geführt werden.

*) niet bespotten, niet betreuren, niet veroordelen, doch begrijpen (in Politiek Traktaat)