Carl Gebhardt's interpretatie van Spinoza's Caute-zegel

Lakzegel van Spinoza op de pagina publicaties van de VHSTijdens de Spinozadag van afgelopen zondag verwees Henri Krop naar de publicatie van Carl Gebhardt die in het 4e nummer van Chronicon Spinozanum 4 (1924-26] in de rubriek "Varia Spinozana" een nieuwe interpretatie gaf van het Caute-zegel van Spinoza.

In dit blog breng ik deze korte tekst. Daarna geef ik de links naar mijn interpretatie van dit Caute-zegel. 

DAS SIEGEL CAUTE.

Einer der verhängnisvollsten Irrtümer, die die Spinoza-Interpretation sich hat zuschulden kommen lassen, scheint mir die Deutung zu sein, die sie dem Siegel Spinozas gegeben hat, weil von hier aus auf den Charakter Spinozas ein Schatten fällt. Es ist die übereinstimmende Auffassung aller derer, die sich darüber geäußert haben, daß das Wort Caute, das unter dem Rosenzweig auf Spinozas Siegel zu lesen ist, eine Mahnung zur Vorsicht bedeute, in dem Sinne etwa, wie der Schluß der Korte Verhandeling (Op. I. 1.12, 24—27) eine solche Mahnung enthält: Weil euch die Beschaffenheit des Zeitalters, in dem wir leben, nicht unbewußt ist, will ich euch höchlichst gebeten haben, daß ihr hinsichtlich der Mitteilung dieser Dinge an andre wohl Sorge tragt. So deutet Freudenthal (Spinoza I, 1. Aufl., Stuttgart 1904, S. 177) das Wort Caute, indem er von dem Friedensbedürfnis spricht, das Spinoza von seinen Vorfahren geerbt: Das waren nicht streitlustige Krieger, sondern Unglückselige Dulder. . . Sie verloren die Wehrhaftigkeit und den Kampfesmut alter Zeiten. . . Gleich ihnen scheut Spinoza den Kampf mit einer fast zu großen Ängstlichkeit. . . Sein Siegelring trug die Aufschrift: ,Vorsichtig!’ Und im gleichen Sinne urteilt Dunin Borkowski (Der junge De Spinoza, Münster i. W. 1910, S. 440): Da hat sich gewiß der Mann, dessen Wahrspruch ,die Vorsicht' war, in acht genommen.

Hegel hat einmal den character reprobationis, den Spinozas Zeitalter in Seinem Antlitz erblicken wollte, umgedeutet aus der passiven Verworfenheit in die active Verwerfung der Irrtümer, der gedankenlosen Leidenschaften und der Lüge der Menschen. Ich möchte den gleichen Dienst einer Erhebung vom Passivum ins Activ dem Wahlspruch Spinozas erweisen.

Zunächst hat der Gedanke ja etwas Einleuchtendes, daß Spinoza, der in seinen Briefen Dinge offen sagte, die er in seinen Schriften klug verhüllte, mit seinen persönlichen Bekenntnissen vorsichtig verfahren wissen wollte. Seine brieflichen Mitteilungen sollten sub rosa gelten und darum Caute! Aber hatte es einen Sinn, dieses Wort in das Siegel zu graben? (Daß Spinoza sich das Siegel selbst geschnitten, scheint mir um des falsch gestellten S willen wahrscheinlich, das der in Spiegelschrift nicht Geübte wohl verfehlen mochte.) Das Siegel Caute drückte Spinoza ja nicht nur auf den Brief an Oldenburg, in dem er Christus die Göttlichkeit absprach, sondern auch auf den Brief an Leibniz, in dem er leise sein Lob in Tadel umbog, sorgsam die Distanz wahrend; er drückte es auch auf den Brief an Graevius, wenn er an die Zurückgabe eines versäumten Manuscripts mahnte, ja auch wohl auf Briefe, in denen er eine Einladung zum Mittagessen wegen des schlechten Wetters aufschlug, das ihm den Weg von Voorburg nach dem Haag wehrte. Wäre die Mahnung, vorsichtig mit dem Inhalt des Briefes zu verfahren, nicht in der Mehrzahl der Fälle ein wenig komisch erschienen?

Nun Scheint es mir an sich durchaus ungewöhnlich, daß im siebzehnten Jahrhundert jemand einen Wahlspruch auf sein Siegel geschrieben hätte, der sich einzig auf den damit verschlossenen Brief hätte beziehen sollen. Dagegen ist es im siebzehnten Jahrhundert üblich, daß man ein sprechendes Wappen durch eine Devise erläutert. So umschreibt etwa einer, der einen Hund im Wappen führt, die gefährliche Wachsamkeit des Wappentiers durch die Devise: Cave adsum. Nun kann wohl kein Zweifel sein, daß das Siegel Spinozas ein sprechendes Wappen darstellt : die Rose trägt unverkennbar einen übergroßen Dorn und kann nichts andres bedeuten als Spinosa, die dornichte. So wurde der Name Spinozas in seiner Zeit im Sprachgefühl ebensowohl seiner portugiesischen Landsleute wie der christlichen Latinisten empfunden, wie solches die Wortspiele der Orobio de Castro und Barrios, der Kortholt und Oudaan zur Genüge bezeugen. So kann es uns auch nicht überraschen, daß der Träger des Namens die gleiche Gedankenverbindung von Rose und Dorn in Seinem Namen herstellte, wenn er nicht überhaupt schon die Wappenblume von seinen Vorfahren überkommen hatte. Ist aber die Rose um des Dorns willen auf das Siegel gesetzt, so findet sie in der Devise ihre natürliche Erläuterung: Vorsicht! sie sticht. So verstanden bedeutet das Caute des Siegels nicht die passive Bitte, mit dem Inhalt des Briefes so vosrsichtig zu verfahren, daß keine Unannehmlichkeiten daraus entstehen — wie man bisher von einem Spinoza annehmen konnte —-, sondern vielmehr die sehr active Wappendevise: Caute quia Spinosa — cavete Spinosam.

Wir möchten wohl manchmal wissen, wie diejenigen zu ihrem eignen Werke gestanden sind, die daran gearbeitet, daß die Weltgeschichte in zwei Hälften auseinanderbrach, Männer wie Copernicus oder Columbus, deren Tat revolutionär das Weltbild geändert, inwiefern sie selbst sich des Revolutionären ihrer Tat bewußt waren. Kaum daß in der unerschütterlichen Sachlichkeit ihrer Hypothesen und Diarien für ein solches persönliches Bekenntnis Raum blieb. Bricht es bei Spinoza, dessen Hauptwerk ja kristallisierte Sachlichkeit ist, in der Devise seines Wappens durch, wenn er der Welt dieses Caute! zuruft? Man darf wohl daran erinnern, daß Spinoza nach dem Bericht des Colerus in seinem Skizzenbuch sein Selbstporträt gezeichnet hat, aber nicht in der Tracht, die er zu tragen pflegte, sondern ganz so, wie die Geschichtsbilder der Zeit den neapolitanischen Erzrebellen Masaniello darzustellen pflegten. War der Mann, der die Vorrede des Tractatus Theologico-Politicus schrieb, sich seiner revolutionären Mission bewüßt? In, jedem Falle: wir lesen das Caute seines Siegels und wir glauben dem Bericht des Colerus.

Carl Gebhardt in: Chronicon Spinozanum 4 (1924-26), p. 265 - 268

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Blogs over de betekenis van Caute in Spinoza's zegel

13juni 2008: Spinoza's caute. Daarin zie ik caute als de vertaling van Aristoteles' phronesis - behoudzaam, bedachtzaam, in praktische zin verstandig zijn. Dit herhaalde ik nog eens in het blog van

6 november 2010: Caute = verstandig 

31 mei 2010: De reeks Caute! bij Editions Amsterdam   

3 januari 2012: Spinoza’s zegel met 'caute' - daarin bracht ik allemij bekende afbeeldingen met het 'caute-zegel' bij elkaar.

28 juli 2012: Een Spinoza-tattoo - over de tattoo met caute-zegel van Leon Kuunders 

31maart 2014: Hoever de Spinoza-liefde kan gaan - over de caute-tatoeage van Spinoza en Peirce scholar Shannon Dea  

 

Als ik de interpretatie van Gebhardt met de mijne vergelijk, kan veel van wat Gebhardt aanbrengt heel goed samengaan met mijn interpretatie. Dat de roos met doornen verwijst naar de familienaam Espinosa, dat stekels of doornen zou betekenen, waarvoor je uit moet kijken, oké. Maar om zover te gaan dat het op cavete Spinosam zou duiden, vind ik ongeloofwaardig, juist ook - waar ook Gebhardt op wijst: dat het zegel op brieven werd aangebracht die naar goede vrienden en wetenschappelijke bekenden werd gezonden. Zo op strijd en agressie was Spinoza niet uit, nee hij was door en door filosoof, behoedzaam en behoedzaamheid aanradend - in de zin van: wees bedacht! Phronesis! Denk praktisch - denk eerst nog eens goed na voor je wat doet! DENKEN stond bij hem centraal.