Berthold Auerbach (1812–1882) eens van een andere kant

De joods-Duits auteur Berthold Auerbach die zijn rabbijn-opleiding in Karlsruhe (1827–29) afbrak en voor zijn filosofie-opleiding naar de universiteiten van Tübingen, München en Heidelberg ging, is al vaker op dit blog langs geweest. Auerbach’s belangstelling voor Spinoza leidde tot zijn beroemde roman Spinoza. Ein Denkerleben (1837) en zijn vijfdelige vertaling van Spinoza’s werken in 1841: SPINOZA'S SÄMMTLICHE WERKE: AUS DEM LATEINISCHEN MIT DEM LEBEN SPINOZA'S [Stuttgart, J. Scheible, 1841]. De eerste complete Spinoza-vertaling in Duitsland. [Zie blog, blog, blog en blog]

Maar ook in zijn latere roman-reeksen, z’n geliefde Schwarzwälder Dorfgeschichten [Erzählungen, 1843-1854], of in Auf der Höhe. Roman in acht Büchern [1865] bracht hij als een echte emancipator waar maar mogelijk z’n Spinozistische ideeën onder. Vandaag kwam ik in het laatste boek een scène tegen, waarin een oude zieke graaf wordt bezocht en hem door een van de bezoekers een tekst wordt voorgelezen die de oude man zelf ooit heeft geschreven:  »Für den Tag und die Stunde, da sich mein Denken verdunkeln will, sei mir dies zur Erleuchtung.« Zie hier die ‘zwaar-Spinozistische tekst' – eerst in afbeelding van het Gothisch of beter de Walbaum-Fraktur en daarna het hele fragment in hedendaags schrift.

»Das hast du selbst geschrieben. Soll ich dir daraus vorlesen?« Der Kranke nickte rasch. Gunther setzte sich an das Bett und las:

»Für den Tag und die Stunde, da sich mein Denken verdunkeln will, sei mir dies zur Erleuchtung.

Ich habe immer in mich hineingedacht. Ich wollte mein eigen Selbst erfassen, wie es nicht ist in der Zeit, nicht bestimmt von einem Standorte, nicht von einer That. Ich sehe es, aber ich kann es doch nicht festhalten. Ein Tropfen Tau, eingeschlossen ins Herz eines Felsens.

Es gibt Stunden, wo ich das Ideal, noch mehr Stunden aber, wo ich die Karikatur meiner selbst bin. Wie fasse ich die wirkliche Wesenheit? Was bin ich?

Ich erkenne mich als etwas, das dem All und der Ewigkeit angehört.

Wenn ich das fasse, – es sind selige Minuten, die auch zu Stunden werden, – dann gibt es nur Leben, keinen Tod, weder für mich noch überhaupt in der Welt.

In meiner Sterbestunde mochte ich so klar und hell wie jetzt mir bewußt sein, daß ich in Gott bin und Gott in mir.

Mag die Religion die Wärme des Gefühls, den Glanz der Phantasie für sich in Anspruch nehmen – dafür stehen wir in der Klarheit, die Gefühl und Phantasie in sich schließt.

Oft in ruhelosen Tagen, da ich das Unendliche zwingen wollte, mir stand zu halten, war mir's, als löse ich mich auf und verschwimme und verschwinde. Ich wollte wissen: wie ist Gott?

Jetzt habe ich die Antwort unsres Meisters: wir haben keine bildliche Sinnesvorstellung von Gott, aber wir haben einen klaren Gedanken oder Begriff von ihm.

Das alte Wort: Du sollst dir kein Bild machen von Gott – heißt für uns: Du kannst dir kein Bild von Gott machen. Jedes Bild ist ein begrenztes, der Gottesgedanke der Begriff der Unbegrenztheit.

Wir müssen uns als einen Teil Gottes denken – lehrt Spinoza.

Indem mein Geist das Ganze zu erfassen strebte, habe ich erkannt, was es heißt: Der Menschengeist ist ein Teil des Gottesgeistes.

Aus dem ewig bewegten Meer taucht ein Tropfen auf, ist eine Sekunde – man nennt sie siebzig Jahre – sonnenhaft leuchtend und durchleuchtet, dann taucht der Tropfen wieder unter.

Der einzelne Mensch als solcher, wie er geboren und gebildet wird, ist gleichsam ein Gedanke, der auf die Schwelle des Bewußtseins Gottes tritt; stirbt er, so taucht er wieder unter die Schwelle des Bewußtseins. Er geht aber nicht zu Grunde, er bleibt in Ewigkeit, wie jeder Gedanke in seiner Nachwirkung bleibt.

Fasse ich nun eine Verkettung, eine Vielfältigkeit solcher Gottesgedanken und nenne ich sie Volk, so tritt der ganze Volksgenius auf die Schwelle des Bewußtseins, sobald das Volk auf die Höhe der Geschichte tritt.

Faßt man aber wieder die Völker in Eins zusammen, so ist dies eben die Menschheit, oder die Gesamtheit der Gedanken, das Bewußtsein Gottes und der Welt.

Oft wollte mich Schwindel fassen, wenn ich mich da hinan dachte, jetzt stehe ich fest auf der schroffen Spitze.

Wenn du kommst, du Stunde, die man die letzte nennt, dann ist mein letzter Wunsch, daß diese Gedanken mich noch einmal ganz durchglühen, auflösen und erlösen. Da gibt es getrennt kein endliches und kein unendliches Leben, sie fließen ineinander und sind eins.

Das klare Erkennen und das Bewußtsein, daß wir eins sind mit Gott und dem Ganzen, ist höchste Seligkeit. Wer dies Bewußtsein hat, der stirbt nicht, er lebt das ewige Leben.

Komm noch einmal zu mir, du Geist der Klarheit, in der Stunde, da ich untertauche ...

Es hängt Staub an meinen Flügeln, wie an den Flügeln der Lerche, die ich dort sich aufschwingen sehe aus der Ackerfurche in den Aether. Die Ackerfurche ist so rein wie der Aether, der Wurm wie die Lerche – im Verlorenen und scheinbar Versunkenen ist doch noch Gott. Und bricht mein Auge – ich habe das Ewige gesehen – mein Blick ist ewig. Frei über alle Verzerrung und Selbstverwüstung hinüber rauscht der ewige Geist.« – –

Gunther hatte gelesen, Eberhard legte ihm jetzt die Hand auf den Mund, dann schaute er ihm tief in die Augen.

»Du hast ehrlich mit dir und den höchsten Ideen gerungen,« sagte Gunther, aber in seiner Stimme zitterte noch ein andrer Schmerz als der über den Tod.

De Band en de Walbaum-Fraktur van hier. De hedendaagse tekst van Projekt Gutenberg-Spiegel.de  auteurspagina bij Gutenberg

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Bedankt Stan, werkelijk mooi en realistisch.